Karnismus
Wenn wir keine Gewalt wollen, müssen wir aufhören gewalttätig zu sein. A.M.
Warum wir Hunde lieben und Schweine essen …
Während Hunde geliebt und wie Familienmitglieder umsorgt werden, fristen Millionen Schweine ein trauriges Dasein. Dabei sind Schweine genauso intelligente, empfindsame und soziale Lebewesen wie Hunde.
Es gibt keinen rationalen Unterschied, der die gesellschaftliche Ungleichbehandlung der beiden Tierarten erklären könnte.
Woran liegt es dann, dass wir unsere Hunde und Katzen lieben, während wir ohne darüber Nachzudenken aus Spaß, für nichts weiter als eine Gaumenfreude abschlachten lassen? Beide sind doch gleichmaßen fühlende Lebewesen und hängen an ihrem Leben wie wir auch.
Die US-amerikanische Sozialpsychologin Dr. Melanie Joy hat zu dieser Frage geforscht. Sie selbst hörte auf Fleisch zu essen, als sie durch einen bakteriell verunreinigten Hamburger an einer schweren Lebensmittelvergiftung erkrankte.
Sie begann sich mit der Frage zu beschäftigen, warum sie die Auswirkungen ihres Fleischkonsums auf Menschen, Tiere und Umwelt so lange hatte ausblenden können. Hierfür fand sie eine einfache Erklärung: Sie hatte es so gelernt!
Zu Fleischfressern konditioniert
So werden wir von klein auf darauf konditioniert Fleisch zu essen - und zwar nur das Fleisch einiger bestimmter Tierarten. Von den Tieren, die als essbar eingestuft werden, grenzen wir uns psychologisch und emotional ab.
Wir schalten unser Mitgefühl ihnen gegenüber aus. Schweine sind genauso empfindsam wie Hunde. Es gibt keinen rationalen Grund dafür, die einen zu streicheln und die anderen zu essen. Dieses widersprüchliche Verhalten gegenüber Tieren wird durch ein Glaubenssystem beeinflusst, das Dr. Joy „Karnismus" genannt hat.
Gewaltvolles Glaubenssystem
Karnismus ist ein dominantes und gewaltvolles Glaubenssystem. Dominant ist er, weil er unsichtbar und tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Er formt unsere Überzeugungen, Handlungen, Gedanken, Normen und Gesetze. Gewaltvoll ist Karnismus, weil Fleisch nicht ohne Töten hergestellt werden kann.
Dominante und gewaltvolle Glaubenssysteme verwenden eine Kombination aus sozialen und psychologischen Verteidigungsmechanismen. Diese bringt Menschen dazu, an Praktiken teilzuhaben, die sie eigentlich ablehnen würden.
Warum wird im Karnismus unser Mitleid den „essbaren" Tieren gegenüber unterdrückt?
Weil wir es für normal, natürlich und notwendig halten, dass bestimmte Tiere für unseren Verzehr sterben müssen. Wir haben gelernt, die Welt durch die karnistische Brille zu sehen.
Die Brille abnehmen für freie Entscheidungen
Wir müssen diese Brille abnehmen um wieder freie Entscheidungen darüber treffen können, wie wir mit Tieren umgehen. Ansonsten wird unser eigenes Interesse, an einer gerechten und gewaltfreien Welt mitzuwirken, durch uns selbst untergraben.
Es ist sehr wichtig, gewalttätige oder repressive Glaubenssysteme zu vergleichen. Solche Systeme bauen darauf auf, eine Gruppe mit geringerer sozialer Macht zugunsten einer stärkeren Gruppe zu unterdrücken.
Gewalt kann alle treffen
Das kann Frauen betreffen, aber auch Schwarze oder Menschen aus schwächeren sozio-ökonomischen Hintergründen etc. Karnismus baut auf der Unterdrückung und Ausbeutung von sogenannten „Nutz“tieren auf, zugunsten menschlicher Konsumenten.
Wir dürfen aber die einzelnen Unterdrückungssysteme nicht gleich setzen. Das wäre ungerecht, da die Erfahrung der jeweiligen Opfergruppen immer einzigartig ist. Aber wir haben eine moralische Verpflichtung diese Systeme zu vergleichen, da die Systeme per se strukturell sehr ähnlich sind.
3 "Ns": normal - natürlich - notwendig
Die „Drei Ns“, wurden die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch dazu verwendet, Gewalt und gewalttätige Praktiken zu rechtfertigen. Von der Sklaverei bis hin zum Patriarchat.
Mensch oder Tier - menschliches oder nichtmenschliches Tier
Egal ob es um die Unterdrückung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung geht, oder ob es sich um die Ausbeutung von Individuen handelt, weil sie eben zu einer anderen Spezies gehören.
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